Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 36 – Psychiatrieplanung in Schleswig-Holstein
Dazu sagt die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen,
Marret Bohn:
Mit der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen muss Schluss sein
Am 15. November 2009 kamen 40.000 Menschen in das Fußballstadion von Hannover 96. Nicht zum Lokalderby, sondern zu einer Trauerfeier. Sie werden sich bestimmt daran erinnern: Der Fußballprofi Robert Enke hatte sich wenige Tage vorher das Leben genommen.
Robert Enke hatte mit seiner Frau ein Kind adoptiert, engagierte sich für den Tierschutz und war ein von vielen bewunderter Fußballprofi, Torhüter in der Nationalmannschaft. Was kaum jemand wusste – Robert Enke litt unter schweren Depressionen.
Nach seinem Tod standen für einen Wimpernschlag psychische Erkrankungen im Mittelpunkt des Interesses. Und eines sage ich ganz deutlich, liebe KollegInnen, genau da gehören psychische Erkrankungen auch hin: Ins Zentrum unseres Interesses.
Das sind sie auch heute. Und ich bedanke mich im Namen meiner Fraktion bei unserer Ministerin Kristin Alheit und ihren Mitarbeiterinnen für den Bericht.
Die Zahl der Menschen mit psychischen Erkrankungen nimmt stetig zu. Knapp ein Drittel der erwachsenen Allgemeinbevölkerung erfüllt im Laufe eines Jahres die diagnostischen Kriterien für das Vorliegen einer psychischen Störung. Seit dem Jahr 2000 ist sind die psychisch bedingten Krankheitstage um 85 Prozent angestiegen. Das zeigen die offiziellen Zahlen der Krankenkassen.
Das Eingeständnis, an einer psychischen Erkrankung zu leiden, ist jedoch für viele leider noch ein rotes Tuch. Für uns Grüne steht schon lange fest: Mit der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen muss Schluss sein. Und dazu wollen wir gern unseren Beitrag leisten.
In Schleswig-Holstein sind die Angebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen deutlich erweitert worden. Das war das Ziel und das ist die Folge des Psychiatrieplans 2000. Und das ist gut und richtig.
An diesen guten Plan wollen wir in mit unserem Antrag anknüpfen. Und dabei möchte ich drei Punkte herausgreifen, die ich für besonders wichtig halte:
Erstens: Die Prävention.
Psychische Erkrankungen behandeln ist gut. Seelische Gesundheit erhalten ist besser. Wenn die Hinweise auf Burn Out durch Arbeit zunehmen, dann müssen wir uns genau ansehen, wie gute Arbeitsbedingungen aussehen und wie wir diese fördern können.
Zweitens: Regionale Psychiatriebudgets.
Wir haben in Schleswig-Holstein ein gesundheitspolitisches Leuchtturmprojekt, das bundesweit für Aufmerksamkeit sorgt. Im Kreis Steinburg hat Prof. Deister das erste regionale Psychiatriebudget auf den Weg gebracht. Ambulante, tagesklinische und stationäre Behandlung laufen hier Hand in Hand. Dieses Beispiel hat schon in einigen andern Kreisen Schule gemacht und ich hoffe, es werden noch mehr.
Drittens: Tageskliniken für Psychiatrie und Psychosomatik
Wir haben letztes Jahr bei der Verteilung der zusätzlichen Zensusmittel den Neubau von Tageskliniken mit 5,5 Mio. Euro berücksichtigen können. Dafür möchte ich mich als gesundheitspolitische Sprecherin noch mal ausdrücklich bei allen KollegInnen von SPD, SSW und Grünen bedanken. Diese Tageskliniken sind ein Meilenstein für eine bessere wohnortnahe Versorgung.
Psychische Erkrankungen sind ein wichtiges gesundheitspolitisches Thema. Wir brauchen gute Behandlungsmöglichkeiten und neue Konzepte im Umgang mit ihnen. Mit Rot-Grün-Blau sind wir hier in Schleswig-Holstein auf einem guten Weg. Das hat mir der Bericht der Landesregierung noch einmal ganz deutlich gemacht. Und ich freue mich, wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt weitere Ergebnisse beraten werden.
Fraktion SH

