Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 21 – Hospize und palliativmedizinische Versorgung
in Schleswig-Holstein
Dazu sagt für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Abgeordnete, Ines Strehlau:
„Der Tod ist gewiss, doch ungewiss die Stunde.“ So drückte es Matthias Claudius aus. Der Tod gehört zum Leben. Er ist der Endpunkt des Lebens bzw. der Übergang in eine andere Welt, je nachdem, ob und an was wir glauben.
Niemand denkt gerne an den Tod, schon gar nicht an das Sterben. Wir weichen gerne aus, verdrängen. Es gibt aber Situationen im Leben, da ist es nicht möglich auszuweichen und zu verdrängen. Dann, wenn man selbst oder Menschen im engsten Lebensumfeld unheilbar krank und pflegebedürftig sind und sterben werden. In dieser Situation sind wir erschüttert und hilflos. Aber so muss es nicht bleiben. Jeder und jede braucht in dieser Situation Hilfe. Zu allererst die kranken Menschen selbst, aber auch ihre Freunde und ihre Angehörigen.
Und genau in dieser Lebenssituation unterstützen uns die Angebote der Hospizversorgung und der Palliativmedizin. Es ist wichtig, dass diese Hilfen überall in Schleswig-Holstein zur Verfügung stehen und dass sie je nach Situation und Bedarf stationär oder ambulant geleistet werden können.
Wir leben in einer älter werdenden Gesellschaft. Weniger Kinder werden geboren. Menschen leben länger. Am Ende der individuellen Lebensspanne stellt sich in vielen Fällen Krankheit ein. Den wenigsten Menschen ist es vergönnt, einfach einzuschlafen und nicht wieder aufzuwachen. Auch wenn sich das die allermeisten wünschen. Wir sollten an dieser Stelle nicht ausweichen. Wir müssen uns mit der Realität auseinander setzen!
Schleswig-Holstein hat sich früh auf den Weg gemacht. Das wird im vorliegenden Bericht deutlich, für den ich mich sehr herzlich bei Ministerin Alheit und den MitarbeiterInnen in der Abteilung bedanke.
Schon 1989 wurde bei uns die erste Hospizinitiative gegründet. Das bestehende Angebot kann sich sehen lassen. 50 Hospizinitiativen, sechs stationäre Hospize mit insgesamt 66 Plätzen, sechs Palliativstationen an Krankenhäusern mit 57 Planbetten. In vielen Krankenhausabteilungen wird darüber hinaus in der Inneren und der Geriatrie eine palliativmedizinische Versorgung geleistet. Die Situation in unserem Land ist nicht schlecht. Aber sie kann und sie sollte noch besser werden.
Wir sollten prüfen, ob die Angebote, die bereits vorhanden sind, wirklich ausreichen. Zum Beispiel in den größeren Städten. Hier leben und arbeiten viele Menschen. Ein Angehörigenbesuch vor oder nach der Arbeit bietet sich an. Und wir müssen uns fragen, ob die Angebote auch in der Fläche und in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch ausreichen werden. Der Anteil älterer und sehr alter Menschen wird weiter deutlich zunehmen. Das müssen wir in der Pflege berücksichtigen und auch bei der Hospizversorgung.
Bei der Sterbebegleitung ist es wichtig, kurze Wege zu haben. Es wirkt sich extrem belastend auf alle Beteiligten aus, wenn der Weg ins Hospiz lang ist und nur mit dem Auto oder per Bahn bewältigt werden kann. Ein solcher Aufwand kann nicht von jedem täglich geleistet werden. Aber gerade eine intensive familiäre Begleitung wäre wünschenswert.
Sterben gehört zum Leben. Das ist ein Aspekt der aktuellen Debatte im Bundestag über das Thema Sterbehilfe. Wir dürfen das Sterben nicht aus unseren Köpfen verdrängen und nicht aus unserem Blick verbannen. Wir müssen es aushalten, dass Menschen sterben und wir das mitbekommen – in der Familie, im Freundeskreis, in der Nachbarschaft. Wir sollten Anteil nehmen und diese Menschen unterstützen!
Die Aufgabe ist, den unheilbar Kranken und den Sterbenden zu helfen. Schmerzen zu verhindern oder zumindest zu lindern, Angehörige zu stärken und zu unterstützen. Die Aufgabe ist, den letzten Tagen mehr Leben zu geben und, nach Möglichkeit, Würde und Selbstbestimmung bis zum Ende zu gewährleisten.
Das ist ein hoher Anspruch. Aber er ist gibt keinen anderen Weg. All das leisten die Menschen, die in der Hospizarbeit und in der Palliativversorgung tätig sind. In Schleswig-Holstein gibt es allein im ambulanten Bereich 1200 ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Ich bin zutiefst beeindruckt, was diese Menschen tagtäglich für andere tun, hauptberuflich und auch ehrenamtlich. Sie haben meine Hochachtung und meinen Dank!
Im Bericht wird dargestellt, dass die Zusammenarbeit zwischen Hauptamt und Ehrenamt im Hospizbereich reibungslos läuft, dass diese Kooperation sogar zur Grundidee der Hospizbewegung gehört.
Es wird aber auch deutlich, dass diese gemeinsame Arbeit in vielen stationären Einrichtungen der Altenpflege noch Neuland ist. Dort sind Pflegeeinrichtungen und Hospiz- und Palliativverband aber dabei, hospizliches Arbeiten in den stationären Pflegeeinrichtungen stärker zu verankern. Das erscheint uns richtig und wichtig, denn die Arbeitsbelastung in Pflegeheimen ist hoch, so dass ehrenamtliche MitarbeiterInnen eine gute Ergänzung sein können, um den BewohnerInnen eine intensivere Begleitung zu teil werden zu lassen.
Der Bericht macht klar: Schleswig-Holstein ist bei der Hospiz- und Palliativversorgung insgesamt auf einem guten Weg. Wir werden ihn entschlossen weiter gehen.
Fraktion SH

