Wir müssen eine gesellschaftliche Debatte darüber führen, wie wir unsere Feiertage gestalten wollen

Ich muss es gestehen: Ich bin gegen Tanzen an den stillen Feiertagen. Ich bin auch gegen eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten.

Für mich stehen Feiertage nicht rückwärtsgewandt in der Tradition einer gewachsenen Kultur. Für mich sind Feiertage notwendige Pausen im Alltag und wichtiges Zeichen. Sie unterbrechen unsere Routine, schaffen Raum für Freiheiten. Viele nutzen sie für soziale Kontakte, gemeinsame Freizeitgestaltung. Es gibt fröhliche und ernste Feiertage - beide haben ihre Bedeutung im Jahr. Die ernsten Feiertage: Sie sind ein Zeichen der Stille. Und ich finde das gut und wichtig. Aus meiner Sicht darf das so bleiben. Auch heute noch. Für mich ist das daher heute hier auch eine Wertdebatte, eine gesellschaftliche Debatte im besten Sinne.

Heute haben sich viele Bräuche von ihrem religiösen Ursprung entfernt. Manchen ist der Sinn und die Herkunft der stillen Feiertage möglicherweise nicht einmal mehr bewusst. Man muss sich ein wenig mit Religion auskennen, um den Widerspruch zwischen einem Osterfeuer und Karfreitag, dem traurigsten Tag im Kirchenjahr, festzustellen.

Übrigens handelt es sich bei dem Osterfeuer in Looft, das Ausgangspunkt unserer Debatte ist, ja nicht um ein beschauliches Osterfeuer, das still und andächtig vonstattenging, sondern eine Party mit einem Besucherrekord von 5.000 Menschen, die bis in die frühen Morgenstunden ging. Dass das nicht mehr viel mit Andacht und Karfreitag zu tun hat, das müsste den meisten klar sein.

Die Gesetzesnovelle 2005 war ein Aufeinander-zu-bewegen. Bis dahin durfte an Heiligabend nicht getanzt werden, ein Martinsmarkt nicht am Totensonntag durchgeführt werden. Diese Regelungen waren leer, längst von der Wirklichkeit überholter Formelkompromiss. Sie sind auch nicht besonders logisch. In Schleswig-Holstein sind die stillen Feiertage und das dazugehörige Tanzverbot seitdem auf ein absolutes Minimum reduziert. Dass man an stillen Feiertagen nicht feiern soll: Ja, das ist eine Ordnungsvorschrift. Aber wenigstens eine, die in sich logisch ist. 

Natürlich könnte man sagen, dass die Reduzierung der stillen Stunden „den Kohl nicht fett macht“ - ein paar Stunden mehr oder weniger würden kaum einen Unterschied machen. Das stimmt auch grundsätzlich. Das stimmt aber genauso in die andere Richtung. Ob man nun bis 4 oder 6 Uhr feiern darf, macht nicht den entscheidenden Unterschied. Die stillen Feiertage haben einen Wert, den wir als solches bewahren wollen.

Ich gebe Ihnen allerdings Recht, dass die Wirklichkeit teilweise anders aussieht. Viele Freizeiteinrichtungen haben an den stillen Feiertagen geöffnet. Der gesellschaftliche Wandel hat stattgefunden und findet auch weiter statt. Damit gehören die Fragen der Feiertage und des Tanzverbots auch regelmäßig zur Diskussion gestellt, deshalb danke ich den Piraten für ihren Antrag.

Wir müssen tätig werden, wenn unsere Gesetze an der Lebenswirklichkeit und den Werten in unserer Gesellschaft völlig vorbei gehen. Ich bin mir aber nicht sicher, dass das der Fall ist und der vorliegende Gesetzentwurf der Mehrheit aus der Seele spricht und die richtige Abwägung zwischen den beiden Rechtsgütern trifft.

Wir müssen eine gesellschaftliche Debatte darüber führen, wie wir unsere Feiertage gestalten wollen und was wir vorschreiben dürfen. Nicht nur in unserer Partei sind wir uns darüber uneins. Daher finde ich es richtig, dass wir im Ausschuss den Gesetzentwurf weiter beraten werden.

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