Veranstaltung Naturschutz morgen - Zeit zum umdenken: Beitrag I von Robert Habeck

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Robert Habeck

Der Landesnaturschutzminister Robert Habeck erläutert den ökologischen Imperativ        

Die Naturschutzdebatte werde in Schleswig-Holstein hochideologisch geführt, so Robert Habeck Sie werde auf wenige Arten reduziert, um die dann oft sehr emotional gestritten wird. Wie etwa beim Seeadler und Kormoran, aber in den letzten Monaten vor allem auf die beiden Arten Jakobskreuzkraut und Wolf. An diesen Arten entzünden sich dann Diskussionen darüber, wie viel "Natur" das Land überhaupt vertragen könne. So werde er doch tatsächlich von einigen gefragt, ob wir beim Schutz der Natur nicht zu erfolgreich seien. Der anhaltende, ungebremste Rückgang der biologischen Vielfalt spricht hier jedoch eine deutlich andere Sprache. Die Wahrnehmung einer vom Naturschutz regelrecht bedrängten Nutzung sei irreal. Die  Landesregierung ist bemüht, durch gezielte Maßnahmen große Hebelwirkungen zu erzielen und gleichzeitig die größtmöglichen Freiräume bei der Bewirtschaftung offen zu halten. Das Artenschutzpotential innerhalb der Naturschutzkulissen wird gezielt gefördert, die Auswirkungen für die Landwirtschaft klein gehalten. Bei der Problematik der Stoffeinträge sind allerdings die Möglichkeiten des Biotopschutzes begrenzt. Hierfür seien in der Fläche wirksame Regelungen erforderlich, die vor allem auf Bundesebene zu treffen sind. Hier besteht vor allem Handlungsbedarf bei der Düngeverordnung und bei der Ausgestaltung der europäischen Agrarförderung (GAP). So hat das Greening der GAP keine nennenswerten Erfolge für den Naturschutz gebracht. Bezüglich der gesellschaftlichen Unterstützung für den Naturschutz führte er aus, es scheine relativ leicht, mehrheitliche Unterstützung für den Gewässerschutz zu erzielen. Beim Artenschutz sei dies jedoch viel schwieriger. Die Frage, „Was nützt mir die Trauerseeschwalbe?“ sei deutlich schwieriger zu beantworten als die Frage, warum wir sauberes Grundwasser bräuchten. Sie werde dennoch gestellt und müsse beantwortet werden. Naturschutz sei kein Selbstzweck sondern diene der Ermöglichung des menschlichen Lebens. Dazu zitierte er aus dem Buch „das Prinzip Verantwortung“ von Hans Jonas den so genannten „ökologischen Imperativ“. Jonas, anknüpfend an Kant und seinen ethischen Imperativ, formulierte folgendermaßen: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“

Der Eigenwert der Natur sei schwer zu fassen, da Natur immer schon menschlich geformte, kultivierte Natur sei. Es gehe darum, zu vermitteln, unser Leben wäre ärmer, oder gar nicht mehr möglich, ohne den Schutz der Natur. Wir schützen daher die Trauerseeschwalbe nicht um ihrer selbst willen sondern vor allem um unserer selbst willen. Dabei ginge es allerdings nicht nur um materielle Lebensvoraussetzungen. Zu den menschlichen Bedürfnissen gehöre auch Natur als Erlebnis von Freiheit. Abschließend warf der Minister die Frage auf, wie es konkret konzeptionell beim Naturschutz weitergehen könne. Der Naturschutz in der Fläche sei vom Gedanken der Kompensation geprägt. Das greife zu kurz, es sei nicht ausreichend, lediglich entstehende Verluste zu kompensieren. Natur sei vielmehr als notwendige Infrastruktur zu betrachten, die aktiv ausgebaut, erhalten und deren Erhalt belohnt werden müsse. Um mehr Gelder für den Naturschutz zu mobilisieren, sei die bestehende Frontstellung aufzulösen. Es müsse sich die Überzeugung durchsetzen, dass der Naturschutz keine grüne Spielwiese, sondern integraler Bestandteil der Gesellschaft sei.

 

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