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Der Ökosystemansatz als Managementprinzip des Naturschutzes
Von Prof. Dr. Czybulka
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„Herr Prof. Czybulka kritisierte das Drei-Säulen-Nachhaltigkeitsmodel, da dieses die Grenze der Tragfähigkeit der Ökosysteme nicht berücksichtige“
Zu Beginn seines Vortrages wies Herr Prof. Czybulka darauf hin, was mit Ökosystemansatz nicht gemeint sei, nämlich nicht nachhaltige Entwicklung nach dem drei Säulen Konzept und ebenfalls nicht die In-Wertsetzung von Ökosystemdienstleistungen. Der Biodiversitätsverlust, sowohl terrestrischer als auch mariner Ökosysteme, sei eine ebenso große Herausforderung wie der Klimawandel. Dennoch sei in den letzten Jahren wesentlich mehr über Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels nachgedacht worden als über solche zur Eindämmung des Biodiversitätsverlustes. Infolge internationaler Abkommen (CBD, Seerechtsübereinkommen) habe sich der Ökosystemansatz entwickelt. Dieser habe die Sicherung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts und die Sicherung der Vielfalt innerhalb und zwischen den Arten sowie der Ökosysteme zum Ziel. Ihm läge das Konzept der „starken Nachhaltigkeit“ zu Grunde. Er sähe sowohl die nachhaltige Bewirtschaftung der Ressourcen auf der gesamten Nutzungsfläche als auch ein Verbundsystem von Schutzgebieten vor und sei daher eine Weiterentwicklung des erweiterten Gebietsschutzes (Schutzgebiete plus Biotopverbund). Zu schützen seien Ökosysteme in ihrem Funktionszusammenhang. Übertragen auf Meeresgebiete bedeute dies ein insgesamt nachhaltiges Fischereisystem und ein marines Schutzgebietssystems mit Beschränkungen bzw. Ausschluss der Fischerei. Die Meeresstrategierahmenrichtlinie der EU greife diesen Ansatz auf. Anders als bei der FFH-Richtlinie sei hier die gesamte Lebensgemeinschaft und nicht lediglich die seltenen Bestandteile der Lebensgemeinschaften das Schutzziel.
Beim Schutz terrestrischer Ökosysteme sei der Ökosystemansatz nicht verwirklicht. In Deutschland sei bereits die vorangegangene Phase des erweiterten Gebietsschutzes nur unvollständig und halbherzig umgesetzt. Es fehle eine am Konzept der starken Nachhaltigkeit orientierten Managementpolitik. Dazu sei es erforderlich, die in einem Ökosystemkomplex (naturräumliche Haupteinheit) vorkommenden Lebensraumtypen möglichst vollständig zu erfassen und zu bewerten. Der Erhaltungszustand der Lebensraumtypen sei oft schlechter als der einzelner Arten. Wenn gewisse Flächenanteile von Schutzgebieten und Biotobverbundflächen auf dem Papier erreicht seien, sage dies nichts oder nur wenig über die Wirksamkeit des Managements aus. Konturen einer nachhaltigen Landnutzung zeichneten sich bisher nicht ab. Abschließend kam Herr Prof. Czybulka wieder auf das Drei-Säulen-Nachhaltigkeitsmodell zu sprechen. Dieses fände deshalb so großen Anklang, weil es suggeriere, es gäbe einen Ausgleich zwischen den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales. Dem läge eine zerstörerische Wachstumsideologie zu Grunde. Die Grenze der Tragfähigkeit der Ökosysteme werde dabei nicht berücksichtigt.
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Fraktion SH