Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 2+34+38+42 – Elternentlastung und Entlastung der personellen Situation in Kindertageseinrichtungen und Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ fortsetzen
Dazu sagt die kitapolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Catharina Nies:
Sehr geehrte Frau Präsidentin,
sehr geehrte Gäste auf der Tribüne,
liebe Kolleg*innen,
Nur, weil wir kaum noch Masken sehen, heißt das nicht, dass die Folgen der Pandemie verschwunden sind. Das eine mit dem anderen zu verwechseln, wäre kurzsichtig.
Die letzten Jahre waren hart. Unsere Kindertageseinrichtungen, all unsere Bildungseinrichtungen, haben während Corona Unglaubliches geleistet und das tun sie auch nach wie vor. Es ist wichtig, dass wir das sehen und anerkennen.
Die Personalsituation ist stark angespannt und wir müssen gegensteuern, um die Qualität an den KiTas zu erhalten. Deshalb wollen wir Grüne – gemeinsam mit der CDU – einen Personalergänzungsfonds auf den Weg bringen.
Wir wollen die pädagogischen Fachkräfte an den KiTas stärken, indem wir sie ganz gezielt dort entlasten, wo sie aktuell wertvolle Zeit in nicht-pädagogische Arbeit stecken; mit einem flexiblen KiTa-Budget für Unterstützungskräfte in Verwaltung und hauswirtschaftlicher Tätigkeit, auch um Vertretungslücken zu schließen.
Alle Expert*innen an den Kindertageseinrichtungen haben extreme Mehrfachbelastungen auf sich genommen, um uns während der Pandemie als Gesamtgesellschaft durch diese schwierige Zeit zu bringen. Und auch die Eltern haben eine große Last getragen.
Es ist mehr als deutlich geworden, dass eine verlässliche Kinderbetreuung und frühkindliche Bildung nicht nur das Rückgrat unseres Arbeitsmarktes sind, sondern auch elementar für die kindliche Entwicklung.
Und auch die Welt der Kinder wurde durch die Pandemie stark belastet. Sie waren mittendrin, wurden isoliert. Sie erlebten, wie ihre Bezugspersonen in KiTa und Kindertagespflege hinter Masken auf Abstand gingen und nicht so verlässlich da waren wie normalerweise.
Sie mussten erleben, wie ein Elternteil seinen Job verliert oder langzeitkrank wurde. Vielleicht mussten sie auch mehr Streit oder auch Gewalt erleben. Sie haben erlebt, dass die Großeltern sich ad hoc zurückgezogen haben oder gar nicht mehr wieder kamen. Auch sie haben Menschen verloren.
Und sie haben sich angepasst, haben weitergespielt, weitergemacht, auch weitergelächelt. So wie Kinder das nun mal meistens tun. Kinder haben ihre eigenen Strategien, mit Veränderung, Stress und Schmerz umzugehen.
Und als Mutter eines kleinen Jungen macht es mir große Sorgen, dass wir noch kaum einschätzen können, was die letzten Jahre mit unseren Kindern gemacht haben.
Traumatische Erfahrungen bleiben lange im Inneren verborgen, bevor sie sich äußern. Und die einen verarbeiten das sehr laut, die anderen sehr leise. Wir brauchen Zeit, um Belastungen von Kindern und ganzer Familiensysteme aufzuarbeiten. Zeit ist das wertvollste, was Kindertageseinrichtungen unseren Kindern geben können. Und dafür möchten wir unsere Fachkräfte entlasten.
Die Opposition fordert nun aber lieber die Senkung der KiTa-Elternbeiträge. Der Vorschlag der FDP würde 2023 allein 34 Millionen Euro kosten und sich dann immer weiter steigern. Der Vorschlag der SPD liegt völlig unrealistisch bei über 200 Millionen Euro jährlich.
Die Sorge vieler Eltern hinsichtlich der gestiegenen Energie-, Lebensmittel- und Mietpreise kann ich nachvollziehen. Familien spüren an allen Ecken und Enden einen enormen Kostendruck. Das ist so und das wird hier auch niemand kleinreden.
Angesichts der aktuellen Preisspirale ist der Impuls richtig, Menschen finanziell entlasten zu wollen. Wir wollen das auch und setzen uns deshalb auf Bundesebene für ein 3. Entlastungspaket ein.
Aber wir müssen die Dinge landespolitisch auch richtig zuordnen. Das Geld für niedrigere Elternbeiträge würde in den KiTas fehlen – auch wenn die Opposition hier versucht, einen anderen Eindruck zu erwecken.
Und Familien mit wenig Geld würden von einer Senkung nicht profitieren, weil sie bereits von den Beiträgen befreit sind oder ermäßigte Beiträge nach der Sozialstaffel bezahlen.
Wenn wir es also schaffen, zusätzliche Mittel in den KiTa-Bereich zu bringen, dann möchte ich, dass dieses Geld auch bei unseren Kindern ankommt.
KiTas brauchen Zeit, um unsere Kinder genau anzuschauen, egal wie laut oder leise sie sind. Die, die sprechfähig sind, und auch die Kleinen, die nicht ausdrücken, was in ihnen vor geht, auch jene, denen es die Sprache verschlagen hat, oder die Kinder, die aus einem Krieg kommen und mit dem Deutschen eine ganz neue Sprache erschließen müssen – eine ganz neue Welt.
Vergessen wir sie nicht!
Hier sind die Fachkräfte für Sprachbildung heute wichtiger denn je. Deswegen wollen wir, dass sich die Landesregierung für die Fortführung des Bundesprogramms der Sprach-KiTas einsetzt.
Und wenn Christian Lindner schon den Rotstift ansetzen muss, um seine Schuldenbremse ab 2023 durchzudrücken, dann brauchen wir mindestens eine ausreichende Übergangsphase zum neuen KiTa-Qualitäts-Gesetz, um die Sprach-Fachleute auch im System halten zu können. Wir können es uns nicht leisten, sie zu verlieren!
Die letzten Jahre waren hart und genau deshalb müssen unsere Kinder im Fokus unserer KiTa-Politik stehen.
Ich bitte Sie deshalb, unseren Anträgen zuzustimmen. Vielen Dank!
Fraktion SH


