Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 25+33 – Klimaneutrale Wasserstofftechnologie braucht klaren Kurs
Dazu sagt der energiepolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Bernd Voß:
Wir wollen weiterhin wirtschaftlich und gesellschaftlich erfolgreich sein. Dafür brauchen wir den schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien und deren Techniken und Infrastrukturen.
Bisher sind im Primärenergiemix grade mal 15 Prozent erneuerbar. Besonders Onshore-Windenergie und Photovoltaik sind schnell und kostengünstig in den kommenden zehn Jahren ausbaubar. Die Technik dafür haben wir. Die Kosten sind, Dank der innovativen und unternehmerischen Dynamik, die das Erneuerbare-Energien-Gesetz ausgelöst hat, beispielsweise bei Photovoltaik von 57 Cent auf unter fünf Cent gefallen.
Was es aber auch braucht, ist der Ausbau neuer Technologien, um in allen Bereichen der Wirtschaft und des Lebens auf der Basis der erneuerbaren Energien die Verfahren umzugestalten. Wasserstoff auf Basis der erneuerbaren Energien ist dabei ein zentrales Element. Er ist als Grundprodukt der Chemischen Industrie oder als Ersatz für Kohle in der Stahlerzeugung einsetzbar. Zudem taugt er als Kraft- oder Brennstoff und eben auch für den Energietransport und die Speicherung. Daneben ist er umweltfreundlich. Er ist weder giftig, noch ätzend, noch wassergefährdend, sondern verbrennt einfach zu Wasser.
Den Strom, der derzeit noch in Spitzen abgeschaltet wird, allein zu nutzen, mag zwar logisch klingen, doch ist der viel zu wenig. 2019 wurden 6,5 TWh der 165 TWh aus Wind und Sonne abgeregelt. Das heißt über 96 Prozent des Stroms kamen direkt an. Der Rest würde nicht mal für fünf Prozent der Autos reichen. Lkw nicht mitgezählt. Es ist also sonnenklar, dass wer Wasserstoff sagt, auch mehr Windkraft und Photovoltaik sagen muss. Und zwar erheblich mehr.
Erneuerbare Energie als Wasserstoff zu transportieren, ergibt nur Sinn, wenn dieser am Ende auch als Wasserstoff zum Beispiel in der Industrie benötigt wird und abfließen kann. Für uns als Exportland lohnt es sich, bei dieser Technologie zu führen. Auch wenn es derzeit noch Einzelstücke sind, werden die Skaleneffekte die Kosten reduzieren.
Daher freuen wir uns sehr, dass drei Projekte aus Schleswig-Holstein und noch eines in Kooperation mit Schleswig-Holstein Teil der Important Projects of Common European Interest, kurz IPCEI, wurden. Aus 230 Projekten nehmen nun 62 am Verfahren Teil, um sich unter anderem für die 5,6 Milliarden Euro des Bundes zu bewerben. IPCEI ist ein europäisches Projekt von 22 Partnerländern. Das zeigt: Es geht nicht nur um regionale oder nationale Themen, sondern um eine EU-weite Abstimmung und Koordinierung der Energiewende.
Die Bedeutung wächst zudem durch die angestrebten 20 Milliarden Euro an privaten Investitionen, die damit angeschoben werden. 40 Prozent der bis 2030 geplanten Kapazität von fünf GW für H2-Elektrolyseure würden damit befördert. Und natürlich geht es bei diesen Projekten um schnelle Umsetzung und um viele öffentliche Mittel, die eng durch das Energieministerium, Landeskoordinierung und Kompetenzzentrum begleitet werden müssen.
Zu den weiteren Punkten des SPD-Antrages: Mit Aqua Ductus und Aqua Primus sind zwei Teilprojekte von Aqua Ventus beim IPCAI dabei. Und natürlich werden die Gemeinde Helgoland und Aqua Ventus eng begleitet. Mit dem Kompetenzzentrum Wasserstoffforschung sind neben Personalstellen auch Mittel für Forschungsprojekte vorgesehen. Dazu gehört eben auch die Prüfung des Bedarfs an H2-Fahrzeugen für verschiedene besondere Herausforderungen. Den Anteil an klimaneutralem Wasserstoff im Gasnetz zu erhöhen, mag für das Hochfahren der Erzeugung an manchen Standorten kurzfristig sinnvoll sein. Der Bedarf an reinem grünem Wasserstoff in der Industrie und einigen Segmenten der Mobilität ist sehr groß. Hier liegen die Prioritäten.
Vor fast zehn Jahren haben sich besonders in Schleswig-Holstein einige kleine und mittelständische Unternehmer*innen auf den Weg gemacht und gezeigt, was technologisch geht - von der Erzeugung erneuerbarer Energien über technisch optimierte und effizientere Elektrolyseure bis hin zur H2 Tankstelle.
Was in zehn Jahren nicht vorrangekommen ist, ist ein anderer regulatorischer Rahmen über Bepreisung von Klimagasen bis zur Auflösung zahlreicher Blockaden. Allein mit Subventionen und ohne wirksame Reformen werden diese Blockaden der Energiewende nicht beseitigt.
Fraktion SH

