Es gilt das gesprochene Wort!
TOP 19 + 32 – Einführung eines Digitalchecks; Green IT-Strategie weiterentwickeln
Dazu sagt die digitalpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Nelly Waldeck:
Sehr geehrtes Präsidium,
liebe Kolleg*innen,
genauso wie Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt, kommt Internet nicht aus dem Router oder kommen E-Mails aus dem Laptop. Neben den digitalen Geräten die in unseren Wohnungen, Häusern und Büros stehen, existiert weltweit ein riesiges Netz an Rechenzentren, über die unser Internetverkehr abgewickelt wird.
Circa 10 Gramm CO2 verbraucht eine versendete E-Mail ohne Anhang, mit einem Antrag im Anhang kommen wir schon auf 50 Gramm, natürlich nicht mit dem schleswig-holsteinischen Strommix gerechnet.
Diese Mail verschicken wir dann an zehn Abgeordnete und Referent*innen und schon haben wir genauso viel CO2 verbraucht wie auf einer 500 Meter langen Autofahrt. Allein in diesem Raum kommt in einer Plenarwoche so schon einiges zusammen. Und das schlimmste: Die Mails bleiben dann ungenutzt auf Datenfriedhöfen in unseren Postfächern liegen, die wiederum für die Speicherung hohe Mengen an Energie verbrauchen.
Das ist aber nur ein kleines Beispiel, warum wir uns heute damit beschäftigen, wie wir die Digitalisierung nachhaltiger gestalten können. Digitale Strukturen können unsere Gesellschaft in vielen Bereichen unterstützen und effizienter gestalten.
Wir brauchen digitale Systeme, um effizienter zu werden, sei es die Waschmaschine, die läuft, wenn besonders viele erneuerbare Energien produziert werden oder vollständig digitale Bearbeitungsverfahren, um Windanlagengenehmigungen schneller zu gestalten - und, um keine zehn Aktenordner voll mit Papier für jedes Windrad zu produzieren.
Damit diese Papierargumentation aber auch trägt, müssen digitale Verfahren möglichst effizient, umwelt- und ressourcenschonend gestaltet werden.
Green IT ist das Stichwort. Das bedeutet reparieren, aufrüsten und recyclen von Laptops, die Nutzung smarter Infrastruktur oder auch die Nutzung nachhaltiger Energie beim Betrieb von Rechenzentren und vor allem die Nutzung der dort entstehenden Abwärme.
Es ist doch absurd, dass wir Energie verwenden, um Rechenzentren zu betreiben, durch deren Betrieb Wärme entsteht und wir wieder Energie verwenden, um mit einer Klimaanlage die Technik zu kühlen. Das geht deutlich sparsamer und viele machen es bereits vor.
Mit unserem Antrag zur Weiterentwicklung der Green IT-Strategie legen wir die Grundlage für eine nachhaltige IT-Infrastruktur des Landes. Wir wollen wissen, wo der Energieverbrauch besonders hoch ist, um an den richtigen Stellen nachsteuern zu können. Doch die Grundlage dafür müssen genaue Messdaten sein, die momentan nicht ausreichend vorliegen. Technologien wie LoRaWan können hier einen wertvollen Beitrag leisten, um diese Daten zu bekommen.
Rechenzentren wie bei Dataport sollen nicht nur mit erneuerbarer Energie betrieben, sondern die dort produzierte Wärme auch sinnvoll genutzt werden. Software sollte so entwickelt werden, dass möglichst wenig Ressourcen verbraucht werden. Die Landesverwaltung wollen wir für die ressourcenschonende Verwendung von Hard- und Software sensibilisieren.
Doch die Landesverwaltung macht nur einen geringfügigen Anteil der IT-Strukturen aus. Wir müssen auch Verbraucher*innen und die private Wirtschaft stärker als bislang in den Blick nehmen. Häufig mangelt es an Kompetenzen über einen ressourcenschonenden Umgang mit IT-Systemen. Wir wollen als Land stärkere Unterstützung leisten.
Schleswig-Holstein nimmt bei der Green IT bundesweit eine Vorreiterrolle ein und da können wir zurecht stolz drauf sein. Das ist aber kein Grund, sich darauf auszuruhen, im Gegenteil, wir wollen, dass Schleswig-Holstein noch besser wird.
Aber auch die Digitalisierung selbst kann noch effizienter gestaltet werden. Die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes und die damit einhergehende Digitalisierung von Verwaltungsleistungen war und ist eine Herausforderung.
Mit einem Digitalcheck wollen wir ermöglichen, dass neue Gesetzesentwürfe direkt auf ihre digitale Praxistauglichkeit geprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Ziel ist der Abbau von Digitalisierungshemmnissen, um künftig schneller auf neue Entwicklungen reagieren zu können.
Wenn bereits vorhandene Daten genutzt werden können, vermeiden wir doppelte Datensätze, steigern die Effizienz von Verwaltungsprozessen und werden insgesamt schneller. Das ist nicht nur gut für unsere Verwaltung, sondern entlastet auch Unternehmen und Bürger*innen, die manchmal das Gefühl haben, die gleichen Infos zum zehnten Mal einzureichen.
Ich bitte deswegen um Zustimmung zu unseren zwei Anträgen.
Vielen Dank!
Fraktion SH


