Veranstaltung Naturschutz morgen - Zeit zum umdenken: Beitrag III von Prof. Dr. Tim Diekötter

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 Möglichkeiten und Grenzen des bewahrenden Naturschutzes

Von Prof. Dr. Tim Diekötter

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 Foto Dr. Tim Diekötter

„Prof. Diekötter vom Institut für Natur- und Ressourcenschutz der CAU Kiel wüscht sich, dass Landwirte ein andere Verständnis für die Landschaften entwickeln, die sie selbst geprägt haben“

Herr Prof. Diekötter sprach sich dagegen aus, den bewahrenden Naturschutz als überholt anzusehen. Zwar nicht in Gänze, wohl aber in Teilbereichen sei der Naturschutz durchaus vergleichbar mit dem Schutz von Kulturdenkmälern. Dies gelte für den Schutz der kulturell entstandenen Offenlandschaften, wie zum Beispiel dem artenreichen Grünland. Bewahren erfordere eine dauerhafte Pflege dieser Flächen. Durch Vertragsnaturschutz sei dies nur begrenzt zu erreichen, da dieser auf befristete Zeit angelegt sei. Der Begriff „Käseglockennaturschutz“ zeige, dass der klassische bewahrende Naturschutz von einigen Personen negativ gesehen werde. Der Gebietsschutz sei jedoch bedeutender Bestandteil des Naturschutzes.

In Deutschland nähmen NSG- und FFH-Gebiete 15,4 Prozent der Fläche ein. Auf die absolute Gesamtfläche käme es aber nicht so sehr an, denn Untersuchungen an verschiedenen Artengruppen hätten gezeigt, dass kleinere Gebiete in Relation zur Flächengröße eine relativ hohe Bedeutung für den Schutz der Arten haben könnten. Als Beispiel nannte er kleinflächige Kalkmagerrasen, von denen viele aufgrund der geringen Größe nicht als Schutzgenbiete ausgewiesen seien, die dennoch eine sehr hohe Bedeutung für den Schutz bestimmter Schmetterlingsarten hätten. In der Summe seien diese Kleinstgebiete für den Schutz einiger Arten effektiver als große Schutzgebiete.

Dynamik müsse jedoch auch im bewahrenden Naturschutz zugelassen werden. Schutzgebiete seien eingebettet in eine Landschaftsmatrix mit intensiver Nutzung. Diese sei aufzulockern, etwa durch so Projekte wie dem "Blütenmeer" der Stiftung Naturschutz. Die Matrix müsse durchlässiger werden, denn Arten blieben nicht in ihren Schutzgebieten. Ausbreitung und  Wanderung von Arten sowie Arealverschiebungen aufgrund von Klimaveränderungen seien zu berücksichtigen. Er plädierte für mehr Zusammenhalt und weniger Streit ums Klein-Klein. Es sei wünschenswert, dass die Landwirtschaft ein anderes Verständnis für die Landschaften bekäme, die sie geprägt habe.

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